Neuro – Wissenschaften

Die technische Entwicklungen im Bereich bildgebender Verfahren haben die Erkenntnis-möglichkeiten in der Hirnforschung in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten enorm erweitert. Manchmal tauchen Forschungsergebnisse auch in den Medien auf. Ich denke die meisten haben schon davon gehört, wenn z.B. der freie Wille des Menschen in Frage gestellt wird. Auch den Begriff „neuronale Netzwerke“ werden die meisten von Ihnen schon gehört haben. Viel bezieht sich da auf die Hirnstrukturen, Neuronen, die evolutionäre Entwicklung unseres Gehirn (vom Reptilienhirn (frühe Entwicklunsstufe) bis zur Großhirnrinde (neueste Entwicklungsstufe)), Dopamin, Serotonin und vieles mehr.

Wenn man sich dann noch weiter mit dem Thema beschäftigt kommt man zu alten philosophischen Fragen wie „Was ist der Mensch?“ „gibt es eine Verbindung zwischen Körper und Seele?“ „Was ist Bewusstsein?“ usw. Mittlerweile werden Erkenntnisse aus der Hirnforschung auch in andere Fachgebiete intergriert. So gibt es mittlweile Forschung im Rahmen von Neurophilosophie oder Neuropsychatrie.

Ich war vor kurzem (April 2022) auf einem Kongress für Psychotherapeuten eingeladen. Da wurde z.B. darüber diskutiert, wie die Ergebnisse der Hirnforschung den Blick auf Krankheitsbilder verändern. Eine Kernaussage, die ich mitgenommen habe ist die, dass das, was klassischerweise als psychisch krank eingestuft wird, nur eine Seite der Person ist. Der Mensch ist nicht seine Krankheit. Das was als krank oder störend erlebt wird, ist eine Strategie in einem bestimmten Kontext. Klassische Behandlungsmethoden wurden nicht unbedingt in Frage gestellt, aber überdacht. Erkenntnisse aus der Hirnforschung wurden in neue Behandlungsmethoden umgesetzt.

Das hat mich sehr stark an Marshall Rosenberg (Gewaltfreie Kommunikation) erinnert, der als ausgebildeter klinischer Psychochloge  schon früh psychische Krankheitsbilder in Frage gestellt hat und sich als Folge klassischen Therapieformen verabschiedet hat.

Interessant sind auch Verbindungen vom Nervensystem (incl. Gehirn) zum Gesamtorganismus des Menschen. Eine Trennung von Körper und Hirn, wie oft umgangssprachlich nahegelegt, gibt es nicht. Zusammenhänge können u.a. bei Antonio Damasio nachgelesen werden. Sie können bei Interesse aber auch gerne mal Bücher von Gerhard Hüther nachlesen, die  auch ohne Vorwissen sehr gut les- und begreifbar sind.